Definition: Refertilisierung/Vasovasostomie
Refertilisierung ist die Rückgängigmachung der Samenleiterunterbrechung. Wenn sich ein Patient einer Sterilisation unterzogen hat und danach erneut einen Kinderwunsch hat, werden im Zuge einer Refertilisierung die Samenleiter wieder aneinandergenäht.
Dieser Eingriff ist im Gegensatz zu der Sterilisation wesentlich aufwendiger. Bei der Sterilisation dauert der Eingriff ungefähr 15 Minuten, die Refertilisierung dauert etwa anderthalb bis zwei Stunden. Der Operateur verwendet dafür einen 9-0 oder 10-0 Faden. Das ist ein Faden, der dünner als ein Haar ist und somit ohne Mikroskop nicht sichtbar.
Die Operation wird bei PUR/R im eigenen, großen Operationssaal, welcher von der Bezirksregierung Düsseldorf zugelassen wurde, durchgeführt. In diesem OP dürfen große Operationen durchgeführt werden. Auf die Refertilisierung sind der Kollege Prof. Dr. Tim Schneider und Prof. (MEX) Dr. (I) Berthold Schneider spezialisiert.
Erfolgschancen und Erfolgskriterien der Refertilisierung
Die Erfolgschancen hängen davon ab, wie lange die Sterilisation zurückliegt. Wenn die Sterilisation weniger als 3 Jahre zurückliegt, ist die Erfolgsquote über 90 %. Das heißt intraoperativ wird geprüft, ob aus dem Anteil der von den Hoden kommt, Samenzellen vorhanden sind. Diese Prüfung findet während des Eingriffes statt. Nachdem der Nebenhoden gepresst bzw. gedrückt wurde, wird dafür Flüssigkeit aus dem Samenleiter entnommen. Das sogenannte Aspirat wird auf Samenzellen untersucht. Auf der anderen Seite wird der Samenleiter der Richtung Körper führt, genommen und auf Durchgängigkeit geprüft. Nur wenn das auch der Fall ist, werden die Samenleiterenden zusammengenäht. Wird dieser Ablauf eingehalten ist eine hohe Erfolgsquote zu erwarten.
Die Erfolgswahrscheinlichkeit nimmt im Laufe der Jahre ab und wird zunehmend schlechter. Nach 10 bis 15 Jahren sinkt die Quote auf Erfolg, weil der Körper langsam die Produktion der Samenzellen in den Hoden einstellt. Es werden praktisch nur noch die Samenzellen erneuert, die alt sind.
Für ein besseres Verständnis folgt eine Erläuterung wie Samenzellen produziert werden und der Samenerguss funktioniert: Die Kapsel des Hodens übt einen gewissen Druck aus. Werden durch einen Samenerguss Samenzellen abgefordert, entsteht ein Unterdruck. Dieser Unterdruck im Hodengewebe ist ein Stimulus dafür, dass die Samenzellen wieder neu produziert werden. Ist der Samenleiter durch eine Sterilisation unterbrochen, entsteht kein Unterdruck mehr und es werden wirklich nur die Zellen ersetzt, die alt oder kaputt sind.
Werden durch eine Refertilisierung nach 10 oder 15 Jahren die Samenleiterenden wiedereröffnet, hat der Hoden die Produktion zum Teil schon eingestellt. Es sind zu wenig Spermatogonien da, um wieder Samenzellen in einem hohen Maß zu produzieren. Weiterhin hängt es natürlich auch vom Alter der Frau ab. Ist die Frau bspw. 20 Jahre alt und der Mann 50 Jahre, ist die Erfolgsquote hoch. Ist die Frau aber um die 40 Jahre alt, ist die Chance bedingt durch beide Partner relativ schlecht.
Ablauf einer Refertilisierung: Gespräch, Vorbereitung, OP, Nachsorge
Der Ablauf ist folgender: Arzt und Patient kommen zu einem Gespräch zusammen und besprechen sämtliche Möglichkeiten, wie Refertilisierung, TESE/MESA oder aber auch eine Kombination aus Refertilisierung und TESE.
Die letzte Variante wird von Patienten gewählt, die sich in jedem Fall Kinder wünschen und das Risiko nicht eingehen wollen, dass möglicherweise zu wenig Samenzellen vorhanden sind und es somit auf natürlichem Wege nicht funktioniert. Diesem Patienten kann man zusätzlich noch Gewebe aus den Hoden entnehmen und dieses zur Kryokonservierung einschicken. Das bedeutet, die Samenzellen werden eingefroren. Sollten bei dem Patienten wider Erwarten nicht ausreichend Samenzellen nach einer Refertilisierung vorhanden sein, nimmt man die im Vorfeld entnommenen Samenzellen.
Ist der ganze Ablauf mit dem Ehepaar besprochen und der Entschluss steht weiterhin fest, wird der Eingriff mit dem Anästhesisten, dem OP-Team und dem Operateur organisiert. Zur Vorbereitung auf den Eingriff muss der Patient nüchtern sein, nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen. Und er muss das Intimgebiet am OP-Tag selber rasieren. Würde der Patient die Rasur 1 bis 2 Tage vorher machen, ist das Infektionsrisiko höher.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich der Patient für nach der Operation Eis zurechtlegt, um die Hoden zu kühlen. Werden die Hoden nach dem Eingriff nicht gekühlt, schwillt das Gebiet an und die Hoden können doppelt bis dreifach so dick werden. Dieser Fall kann sehr schmerzhaft sein. Ist der Patient aber gut vorbereitet und kühlt anschließend, sollte dieser Fall nicht eintreten.
Nach dem Eingriff darf der Patient nicht heiß baden und keine gerinnungshemmenden Medikamente nehmen. Hier sind beispielsweise Aspirin oder Marcumar zu nennen.
Am OP-Tag kommt der Patient in die Praxis und meldet sich an der Rezeption an. Dort wird durch die Arzthelfer(innen) das Finanzielle und noch bestehende Fragen geklärt. Im Allgemeinen sind von der Praxis her bereits alle Vorbereitungen getroffen, d.h. die Anästhesisten sind da und der OP-Raum ist blockiert. Ist das Formelle erledigt und der Patient hat keine weiteren Fragen, geht es direkt zum OP, der Eingriff wird eingeleitet, es wird operiert und der Patient kommt anschließend in den eigenen Aufwachraum. Nach etwa einer halben bis dreiviertel Stunde nach dem Eingriff kann der Patient in Begleitung wieder gehen. Der Eingriff an sich dauert anderthalb bis zwei Stunden. Bei PUR/R wird es so gehandhabt, dass der Patient zur Vollnarkose auch noch eine lokale Betäubung bekommt, so dass er nach dem Aufwachen keine Schmerzen hat.
Kosten und Kostenübernahme für eine Vasovasostomie
Die Krankenkassen zahlen in diesem Fall nichts, weil der Patient im Vorfeld die Sterilisation vornehmen lassen hat.
Die Kosten für den Eingriff betragen in der PUR/R Praxisklinik 1725,65 €, die Narkose kostet 660 €.
Wünscht der Patient eine Kryokonservierung, sind die Kosten für das Einfrieren vom jeweiligen Zentrum abhängig. In den meisten Fällen wird nur die Refertilisierung gemacht und die TESE-Kosten entfallen.
Vasovasostomie: worauf der Patient nach dem Eingriff achten sollte
Nach dem Eingriff darf der Patient nichts Gerinnungshemmendes einnehmen und nicht heiß baden. Er kann ab dem dritten Tag wieder ganz normal duschen.
Weiterhin muss er beim Geschlechtsverkehr zurückhaltend sein, d.h. 3-4 Wochen keinen Geschlechtsverkehr. Je nach sexueller Technik besteht sonst die Gefahr, dass die Samenleiter nochmal reißen.
Nach ungefähr drei Monaten wird ein Spermiogramm erstellt, um zu sehen wie die Qualität des Spermas ist.
Erfolgschancen einer Refertilisierungs-OP
Diesen Sachverhalt kann man bereits schon intraoperativ ganz gut abschätzen. Wenn bspw. aus dem Samenleiter, welcher vom Hoden kommt, wässrige Flüssigkeit austritt, ist die Qualität im Allgemeinen auch hervorragend.
Kommt dort gelbe, rahmige Flüssigkeit heraus, ist das ein Zeichen, dass dort viele weiße Blutkörperchen vorhanden sind und das es schon zu lange liegt. Dieser Fall ist nicht ideal, da man weiß, dass die Sperma-Qualität anschließend möglicherweise nicht optimal ist.
Nach dem Eingriff sollte man 3 - 4 Wochen keinen Geschlechtsverkehr haben. Mit einer Schwangerschaft kann man etwa 6 - 12 Monaten nach dem Eingriff rechnen.