Unerfüllter Kinderwunsch: Definition und Ursachen
Von einem unerfüllten Kinderwunsch spricht man, wenn sich der Kinderwunsch innerhalb eines Jahres bei ungeschütztem Verkehr nicht erfüllt.
Bei den Ursachen wird zwischen organischen und psychischen Ursachen unterschieden. Organische Ursachen können Hodenhochstand mit spät stattgefundener Operation sein, kleine Hoden, genetische Erkrankungen (wie das Klinefelter Syndrom), Operationen wegen eines Hodentumors oder auch Viruserkrankungen wie bspw. Mumps. Das sind die typischen Ursachen, wieso der Kinderwunsch nicht realisiert werden kann.
Die psychische Komponente gibt es auch. Die Ehepaare setzen sich oft unter einen großen, psychischen Druck. Dieser geht oftmals von der Ehefrau aus, sodass der Patient (Mann) irgendwann gar keine Erektion mehr bekommen kann. Der Druck auf den Mann ist so hoch, dass kein Lustgefühl mehr vorhanden ist. Es gibt Fälle, bei welchen der Mann aus dem Büro musste, weil bei der Frau angeblich genau der richtige Zeitpunkt für eine Befruchtung war und es zum Geschlechtsverkehr kommen musste. Ein Mann kann es psychisch nicht durchhalten, immer auf Kommando eine Erektion herbeizuführen.
Unerfüllter Kinderwunsch: Diagnostik beim Andrologen
Im Zuge der Diagnostik wird der Patient erstmal körperlich untersucht und mit ihm besprochen, ob irgendwelche Erkrankungen in der Vergangenheit vorlagen. Hierzu zählt auch die Frage, ob er Mumps hatte und ob er schon mal operiert worden ist, insbesondere im Genitalbereich.
Bei der körperlichen Untersuchung sieht man sich die Hodengröße und die Prostata an und ertastet, ob vor allen Dingen Samenleiter angelegt sind. Im Anschluss wird ein Ultraschall von Hoden, Nebenhoden und den Samenleitern gemacht. Im nächsten Schritt wird dem Patienten Blut abgenommen und die Hormone bestimmt. Hier wird geprüft, ob die Hormone Testosteron, LH, FSH und das Schilddrüsenhormon in Ordnung sind. LH und FSH sind Regelhormone für die Hoden und das Testosteron.
Nach der Blutentnahme bekommt der Patient einen Termin für ein Spermiogramm, für welches er das Sperma von zu Hause warm in die Praxis bringen muss, d.h. am Körper transportiert und in Alufolie eingeschlagen. An dem genannten Termin muss das Sperma in der Praxis abgegeben werden und wird untersucht. Die Untersuchung ist sehr aufwendig und dauert ungefähr den ganzen Tag. Hierbei werden auch mikrobiologische Sachverhalte abgeklärt, also ob Bakterien, Mykoplasmen oder Chlamydien enthalten sind. Wenige Tage später wird erneut ein Termin, meistens gemeinsam mit der Ehefrau, vereinbart und der Befund besprochen. Bei diesem Gespräch werden weitere Behandlungsschritte besprochen und festgelegt.
Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch
Wenn ein Patient Samenzellen hat, aber die Samenqualität schlecht ist, wird zunächst überprüft, ob dort Chlamydien oder Mykoplasmen enthalten sind. Wenn ja, wird zuerst die Infektion behandelt. Sechs Wochen später wird ein zweites Spermiogramm erstellt und überprüft, ob die Infektion abgeklungen ist.
Hat sich die Qualität nicht normalisiert, werden drei Hauptkriterien kontrolliert. Diese sind Schnelligkeit, normale Form und Größe der Spermien. Es ist zu überprüfen, welche Kriterien unstimmig sind. Hierbei wird auch die Menge der Spermien kontrolliert. Daraufhin muss entschieden werden, ob man eine sogenannte künstliche Befruchtung macht. Hiervon gibt es drei Formen. Die Insemination, d.h. die gewonnenen Samenzellen des Mannes werden in eine Glaspipette aufgezogen und gleich von einem Gynäkologen in die Gebärmutter gespritzt. So haben die Samenzellen die ersten Schritte schon überwunden. Die Insemination wird durchgeführt, wenn bspw. die Spermien sehr langsam sind.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die IVF, also die In-vitro-Fertilisation oder die ICSI-Methode. Unter einem Mikroskop (also außerhalb des Körpers) erfolgt die Injektion der Spermien direkt in die Eizelle. Die geteilte Zelle, im Vierzell- oder Achtzell-Stadium, wird der Frau im Anschluss wieder eingepflanzt.
So werden in einem ausführlichen Gespräch alle Möglichkeiten bzw. machbaren Möglichkeiten gemeinsam besprochen. Wenn bspw. der Mann ein Klinefelter Syndrom aufweist, d.h. er hat keine Samenproduktion, macht es keinen Sinn eine TESE bzw. Mikro TESE-Operation durchzuführen.
Erfolgschancen der Kinderwunschbehandlungen
Sind beim Mann noch eigene Samenzellen vorhanden, besteht durch die Fertilitäts-Zentren im Normalfall eine gute Chance, eine künstliche Befruchtung durchzuführen, die auch Erfolg hat. Sind keine Samenzellen vorhanden, hängt die Erfolgschance von der Ursache ab (Klinefelter Syndrom, Hodenhochstand, Mumps) oder davon, ob keine Ursache eruiert werden kann. Wenn die Form und Größe der Hoden normal ist, die Echo-Struktur im Ultraschall und die Hormone in Ordnung sind, dann ist die Erfolgsquote sehr hoch, dass man auch in der Mikro-TESE Samenzellen findet. Somit steigt auch die Erfolgschance für eine Schwangerschaft der Frau.