TESE/Micro TESE: Definition beider Verfahren
TESE ist die Microentnahme von Gewebe an drei verschiedenen Stellen des Hodens auf beiden Seiten. Bei der Micro TESE wird das Gewebe dagegen unter einem Operationsmikroskop entnommen. Durch das Mikroskop kann man das Gewebe noch besser beurteilen und sieht auch, wo prall gefüllte Kanälchen (Hodenkanälchen) vorhanden sind. Bei diesen kann man dann annehmen, dass dort Samenzellen enthalten sind. In der Folge entnimmt man die Kanälchen ganz gezielt unter dem Operationsmikroskop.
Wann wird TESE oder Micro TESE eingesetzt?
Je schlechter der Ausgangsbefund bei einem Mann ist, desto eher sollte eine Micro TESE gewählt werden. Angenommen, der Patient hat überhaupt keine Spermien im Ejakulat (also im Samenerguss) und die Hoden sind möglicherweise aufgrund einer Viruserkrankung, Mumps oder Hodenhochstand verkleinert, desto eher würde man dann eine gezielte Auswahl der besten Kanälchen empfehlen.
Wenn zum Beispiel ein Patient mit einem Kinderwunsch zuvor sterilisiert wurde und bereits zwei Kinder hat, kann von einer wirklich guten Samenqualität ausgegangen werden. Kommt für diesen Mann eine Refertilisierung, die operative Zueinanderführung der Samenleiter, nicht in Frage, ist als Alternative eine einfache TESE zumeist ausreichend und keine Micro TESE erforderlich.
Eignung von TESE und Micro TESE
Die Verfahren TESE und Micro TESE sind prinzipiell für alle Männer geeignet. Es gibt auch immer einige Männer, die man nicht operiert – das sind aber sehr wenige. Wenn zum Beispiel ein Patient A-Antikörper hat, Azoospermiefaktor A, dann wird von einer OP abgesehen. Bei diesem Patienten werden zu 100 % keine Spermien zu finden sein.
Ein anderes Beispiel: Bei einem Patienten wurde bereits eine TESE durchgeführt (möglicherweise im Heimatland, zum Beispiel in den Niederlanden oder in der Türkei) und es liegt eine feingewebliche Untersuchung, eine Histologie, mit dem Vermerk „Sertoli cell-only Syndrom (SCOS)“, vor. Diese Diagnose bedeutet, dass nur Stützzellen vorhanden sind. Solchen Patienten würde man auch keine weitere Operation empfehlen, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Erfolgsaussicht besteht.
Hier gibt es allerdings auch wieder Ausnahmen. Die Ärzte in den Niederlanden nehmen immer nur eine Probe aus einem Hoden. Und wenn da zum Beispiel der Pathologe ein Sertoli cell-only Syndrom feststellt, betrifft diese Diagnose eben nur eine Stelle. Es ist jedoch nicht sicher, dass tatsächlich im gesamten Hoden nur Stützzellen vorhanden sind. Um dahingehend Sicherheit zu bekommen, muss tatsächlich noch einmal die Mikro TESE durchgeführt werden.
Kosten und Kostenübernahme von TESE und Micro TESE
Die Kostenfrage ist vom Gesetzgeber geregelt. Die Hälfte des Rechnungsbetrags einer TESE wird von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen und den anderen Teil muss der Patient selbst bezahlen.
Der Eigenanteil der Operation beträgt 245 €, für die Narkose noch einmal 119 € und der zertifizierte Transport von der Praxis zum Fertilitätszentrum (PUR/R arbeitet mit 8 Zentren zusammen) kostet je nach Distanz unterschiedlich viel. Für den Transport bspw. nach Düsseldorf werden dem Patienten 95 € in Rechnung gestellt, nach Dortmund kostet es etwa 180 €. Die Krankenkasse übernimmt also 245 € für den Eingriff und 119 € für die Narkose.
Bei der Micro TESE zahlt die Krankenkasse nichts weiter dazu, sondern übernimmt nur den TESE-Anteil von 245 €. Der Eigenanteil für eine Micro TESE beträgt 988 €. Hinzu kommt noch der Kostenanteil für die längere Narkose von 330 € sowie der erwähnte Transportbeitrag, der ortsabhängig zwischen 95 € und 180 € liegt.
Gewonnene Samenzellen aus TESE: weiteres Vorgehen
Der gesamte Aufwand ist ziemlich hoch. Zudem ist der Vorgang komplett zertifiziert und erfordert in der Region Mülheim eine Genehmigung von der Bezirksregierung Düsseldorf. Dabei handelt es sich um eine offizielle Erlaubnis für die Gewinnung von Gewebe, wie es das Gewebeentnahmegesetz verlangt. Als Urologe brauchen Sie eine Genehmigung nach dem Paragrafen 20 B.
Der Ablauf ist folgender: Am Anfang steht die Entnahme der Probe. Diese wird im OP-Raum an die Arzthelfer(in) übergeben und durch die Mitarbeiter(in) in eine spezielle Box für den Transport verpackt. Das Paket wird dann persönlich an den zertifizierten Transporteur übergeben, der die Probe in das betreuende Fertilitätszentrum des Patienten fährt und die Lieferung dort persönlich abgibt. Die Box ist und bleibt während des Transports verplombt. Am Ziel nimmt der Biologe die Sendung in Empfang, entnimmt die Proben und friert diese ein. Es ist also ein lückenloser Ablauf. Der Biologe wurde vorab darüber informiert, dass der Transport kommt. Auch am Vortag wurde noch einmal mit dem Institut telefoniert und die Probe für den folgenden Tag angekündigt.